Branchenriesen in der Corona Krise

Ein Experten-Interview klärt auf: Wie wirkt sich die Corona-Krise 2020 auf den E-Commerce, den Einzelhandel und die Werbewirtschaft aus?

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Branchenriesen in der Corona Krise

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Sonja: Ja klar, mein Name ist Sonja Blöcker. Ich bin Expertin im Online Marketing und E-Commerce. In den letzten Monaten habe ich mich intensiv mit den Auswirkungen von Corona auf den E-Commerce beschäftigt. Seit 12 Jahren bin ich in diesem Markt aktiv. Davon war ich mehrere Jahre unternehmerisch tätig. Nun bin ich bei der BE Digital Group als Digitale Marketing Expertin tätig. Mein Schwerpunkte sind das Suchmaschinenmarketing und Performance Marketing.

R9A7662 2 e1603977726566 Covid-19 Interview

Frage: Wie schätzt du die langfristigen Folgen der Pandemie auf den E-Commerce ein?

Sonja: Wahrscheinlich werden Online Händler die Notwendigkeit sehen ihre Abhängigkeiten zu überprüfen, sprich ihre komplette Supply-Chain zu analysieren und überprüfen. Es muss die Frage nach dem eigenen Echtzeit-Inventar gestellt werden, um Sachen wie „Stock Outs“ zu vermeiden. Das hat viele Händler betroffen, da aufgrund von Lieferantenbeziehungen, Verträgen oder Abhängigkeiten Ware nicht mehr geliefert werden konnte.

Supply-Chain-Management wird wahrscheinlich langfristig für E-Commerce Händler einen stärkeren Fokus bekommen. Viele E-Commerce Händler mussten außerdem ihr Sortiment anpassen, neue Geschäftsmodelle oder alternative Umsatzpotenziale entdecken. Man könnte sagen, dass es eine Mentalitäts- bzw. Bewusstseinsveränderung hin zu noch schneller, noch innovativer gibt, um sich noch schneller und dynamischer dem Markt anzupassen.

Ein weiteres Thema, welches immer wichtiger wird, sind Omnichannel Lösung. Das hat sich in der Krise erneut bewahrheitet. Dies ist nichts neues, solche Omnichannel Lösungen gab es bereits vorher, aber sie wurden in der Krise sowohl von Händlern, als auch Verbrauchern verstärkt genutzt. Solche Omnichannel Lösungen sind zum Beispiel Click & Collect von Ikea oder vergleichbare Modelle anderer großer Marken. Sprich, dass ein Produkt online bestellt und dann im Laden abgeholt wird. Das ist sehr effektiv, weil die Leute während der Krise nicht mehr shoppen oder lange irgendwo bleiben wollen. Zum Teil war es ja auch gar nicht mehr möglich während des kompletten Lockdowns.

Auch bei den Abhängigkeiten wird sich etwas ändern. Also mehr in Markenpositionierung investieren und nicht Amazon das Feld überlassen. Das ist glaube ich ein wesentlicher Punkt. E-Commercer werden daran arbeiten, mehr in Branding und in Marken zu investieren, weil sie gemerkt haben, dass Abhängigkeiten schnell verhängnisvoll werden können. Es wird wahrscheinlich auch Konsolidierung im E-Commerce Markt geben. Diejenigen, die in Bezug auf Markenpositionierung nicht so stark aufgestellt sind werden wahrscheinlich eher in solchen Krisensituationen Probleme bekommen.
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Frage: Können also vor allem Branchenriesen profitieren, während kleinere Unternehmen die negativen Konsequenzen spüren?

Sonja: Ja, im Grunde genommen schon. Es trifft die Kleinen besonders hart, weil sie nicht über die nötigen Liquiditätsreserven und über keine große Marktpositionierung verfügen und eher in Abhängigkeiten unterwegs sind. Das ist glaube ich ein wesentlicher Punkt: Je weniger Liquiditätsreserven du hast und je stärker die Abhängigkeiten sind, desto mehr bist du als Online Händler davon betroffen.

Frage: Glaubst du, große Kaufhausketten wie Galeria & Co haben noch eine Chance gegen Plattformen wie Amazon?

Sonja: Das ist eine sehr spannende Frage, auch wenn es nur indirekt die Krise betrifft. Es gibt natürlich genau wie Einzelhandelssterben auch ein Kaufhaussterben und wir hören ja fast wöchentlich von irgendwelchen Schließungen oder Konsolidierungen von Kaufhausketten wie Karstadt und so weiter.

Grundsätzlich kann man ja sagen, dass die Kaufhäuser schon länger gegen den Niedergang kämpfen und auch viele schon mit roten Zahlen in die Krise gestartet sind. Ein paar wenige Warenhäuser im Luxussegment stehen noch profitabel da. Da funktioniert das Konzept Kaufhaus noch ganz gut. Wie das Harrods zum Beispiel in London, welches sogar Umsatzzuwächse verzeichnet.

Aber was ich schon sagte, man braucht nicht zwei Warenhäuser in einer Fußgängerzone, wie es früher noch war, als es den Online Handel noch nicht gab. Kaufhäuser müssen sich im Prinzip komplett neu erfinden. Es gibt auch kein Interesse mehr, gerade bei den Jüngeren unter 30. Die interessieren sich nicht mehr in Warenhäuser zu gehen. Die fühlen sich da auch nicht mehr angesprochen.

Deutsche Warenhäuser haben auch noch das Problem, dass sie sehr auf Mode bzw. Fashion setzen und darüber stationär keine schwarzen Zahlen mehr zu schreiben sind. Sie haben akute Sortimentsprobleme. Was funktionieren könnte oder wie sich der Markt regulieren könnte, wäre, wenn Kaufhäuser sich in Mischhäuser umwandeln. Was ja auch teilweise schon passiert. Sprich Gastronomieflächen in Kaufhäusern, und Kooperationen mit Startups, die dann z.B. Erlebnisräume einsetzen.

IKEA ist hierfür ein gutes Beispiel, in welche Richtung sich Warenhäuser entwickeln müssen. Außerdem müssen Kaufhäuser dringend gucken, dass sie Kostenreduktion betreiben. Kaufhäuser müssen ihre immens hohen Kosten reduzieren. Sie müssen Filialen schließen, Personal reduzieren etc. Zusätzlich brauchen sie Einnahmen durch Untervermietung, also der Abgabe von Teilflächen für neue Nutzungskonzepte. Bspw. kann noch ein Aldi, ein Edeka oder Rewe in einem Warenhaus eröffnen.

Es wird eher in Richtung Shopping Center gehen, wo viele Angebote unter einem Haus vereint sind und wo der Kunde über Erlebniswelten oder eine Kuratierung des Angebots eingefangen wird. Es geht darum, dass man zu einem Thema wie bspw. Biokosmetik ein paar Produkte kuratiert und diese dann in Form einer Erlebniswelt darstellt.

Frage: Kann man also sagen, dass der Einzelhandel immer mehr weg von Verkauf und immer mehr Richtung Erlebnis geht, während der Verkauf im Internet stattfindet?

Sonja: Das ist eine sehr spannende Frage, auch wenn es nur indirekt die Krise betrifft. Es gibt natürlich genau wie Einzelhandelssterben auch ein Kaufhaussterben und wir hören ja fast wöchentlich von irgendwelchen Schließungen oder Konsolidierungen von Kaufhausketten wie Karstadt und so weiter.

Grundsätzlich kann man ja sagen, dass die Kaufhäuser schon länger gegen den Niedergang kämpfen und auch viele schon mit roten Zahlen in die Krise gestartet sind. Ein paar wenige Warenhäuser im Luxussegment stehen noch profitabel da. Da funktioniert das Konzept Kaufhaus noch ganz gut. Wie das Harrods zum Beispiel in London, welches sogar Umsatzzuwächse verzeichnet.

Aber was ich schon sagte, man braucht nicht zwei Warenhäuser in einer Fußgängerzone, wie es früher noch war, als es den Online Handel noch nicht gab. Kaufhäuser müssen sich im Prinzip komplett neu erfinden. Es gibt auch kein Interesse mehr, gerade bei den Jüngeren unter 30. Die interessieren sich nicht mehr in Warenhäuser zu gehen. Die fühlen sich da auch nicht mehr angesprochen.

Deutsche Warenhäuser haben auch noch das Problem, dass sie sehr auf Mode bzw. Fashion setzen und darüber stationär keine schwarzen Zahlen mehr zu schreiben sind. Sie haben akute Sortimentsprobleme. Was funktionieren könnte oder wie sich der Markt regulieren könnte, wäre, wenn Kaufhäuser sich in Mischhäuser umwandeln. Was ja auch teilweise schon passiert. Sprich Gastronomieflächen in Kaufhäusern, und Kooperationen mit Startups, die dann z.B. Erlebnisräume einsetzen.

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Frage: Kann man also sagen, dass der Einzelhandel immer mehr weg von Verkauf und immer mehr Richtung Erlebnis geht, während der Verkauf im Internet stattfindet?

Sonja: Sowohl als auch. Omnichannel Lösungen können sein, du bestellst im Internet und holst es im Laden ab. Oder du hast die Möglichkeit, wie es schon einige machen: Ich gehe in den Laden, bestelle etwas auf dem Tablet und es wird mir nach Hause geliefert. Es funktioniert also bidirektional. Off- und Online bedingen sich gegenseitig. Du musst aus beiden Welten das Beste rausholen und es perfekt zusammenspielen lassen.

Aber zusammenfassend kann man schon sagen, dass sich die meisten Verkäufe auf online übertragen werden, während sich der Einzelhandel mehr als Erlebnis präsentieren muss um langfristig zu bestehen.

Frage: Glaubst du dieses “Shopping Erlebnis” kann auch in den Online Handel übertragen werden? Oder ist das der Punkt am Einzelhandel, an den E-Commerce niemals rankommen wird?

Sonja: Also natürlich wird digital nicht alles abbilden können und es gibt immer noch Vorteile stationär shoppen zu gehen. Z.B. bei Schuhen. Mir persönlich fehlt die Haptik und ich weiß nicht, passen mir diese Schuhe wirklich? Gefällt mir die Farbe wirklich in echt? Ich muss Schuhe anprobieren bevor ich sie kaufe. Das kann ich digital nicht. Das ist ja bei ganz vielen Produkten der Fall. Stationärer Handel wird nie ganz aussterben. Aber es wird nicht in der gleichen Art und Weise weiter bestehen. Wir brauchen nicht mehr so viel stationär.

Auch VR kann da nur zum Teil helfen, aber Haptik, Geruch, Farbe… All das kann digital nicht leisten. Wenn ich jetzt Parfüm verkaufe, kann ich das nicht mit VR und AR transportieren. Ich brauch immer noch meine Stores, ich brauch stationäre Lösungen, die dem Kunden dieses Erlebnis verschaffen. Aber ich brauche davon halt nicht mehr die Masse, die es mal gab. In einer Fußgängerzone brauche ich nicht mehr 50 Läden, die das gleiche präsentieren. Es wird stationäre Anlaufstellen, “Showrooms” etc geben, wo dieses haptische Shopping Erlebnis eine unheimlich große Rolle spielen wird.

Frage: Das aktuelle Konzept von Kaufhäusern in Bezug auf deren Sortiment ist ja, möglichst viel anzubieten, möglichst breit gefächert sein. Meinst du, das kann noch weiter funktionieren?

Sonja: Nein. Definitiv nicht, allein von der Kostenstruktur her wird das nicht weiter funktionieren, weil das Onlineverhalten was bestimmte Warengruppen angeht, großteils nicht stationär abläuft. Kein Kaufhaus kann sich mehr leisten alles anzubieten. Also das was Horten früher mal war, der Tausendsassa für alles, das ist Amazon heute.

Wir kaufen zum größten Teil online und deshalb macht es gar keinen Sinn mehr, dass ein Warenhaus noch alles anbietet. Es geht wirklich um die Kuratierung von Angeboten. Also Luxus funktioniert super, Erlebniswelten schaffen, Kooperationen eingehen, vielleicht andere Nutzungskonzepte einholen, wirklich das Shopping zum Erlebnis wird und nicht mehr “Wir bieten alles”. Das ist definitiv vorbei, das wird nie wieder so sein.

Frage: Wie können die entstandenen Schäden durch die Pandemie, sowohl im Einzelhandel, als auch im E-Commerce wieder aufgefangen werden?

Sonja: Das wird nie wieder aufgefangen werden können. Die Schäden die jetzt entstanden sind, sind ja bereits entstanden. Es betrifft einen langen Zeitraum, indem es ein Nachfragerückgang gibt, kaum Konsum stattgefunden hat und auch nach der Krise wird der Konsum im Einzelhandel eher rückläufig sein. Auch durch die Zunahme von Onlineverhalten während der Krise.

Das ist ganz schwer aufzufangen, insbesondere für den Einzelhandel. Man kann den EInzelhandel hier auch definitiv nicht alleine lassen, das schafft kein Einzelhändler. Es muss arbeitsmarktpolitische Hilfe oder wirtschaftspolitische Pakete geben, die zumindest die Existenz abfedern. Ansonsten: Alternative Umsatzquellen, vielleicht die eigenen Leistungen modifizieren. Das ist schwer, aber die Schäden, die schon entstanden sind, sind kaum oder eigentlich gar nicht aufzufangen.

Dann bedanke ich mich für das Interview.

Sonja: Sehr gerne. 

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